Überblick
Die Südhalle von Olympia schließt den heiligen Bezirk des berühmten Zeus-Heiligtums vom Olympia nach Süden hin ab. Unweit des Bouleuterions gelegen, wendet sie sich mit ihrer Front nach Süden und ist damit der einzige bekannte Bau im klassischen Heiligtum, der sich in auffälliger Weise zum Alpheios-Tal hin öffnet. Heute liegt sie unmittelbar am Rande des umzäunten Antikengeländes, das gleichzeitig auch die Grenzen der archäologischen Ausgrabungen des 19. und 20. Jhs. markiert.
Der um die Mitte des 4. Jhs. v. Chr. entstandene Bau ist ca. 80 m lang, seine Front bestand aus 34 Säulen dorischer Ordnung. Die Mitte der Front wird von einem risalitartig vorspringenden Gebäudeteil mit sechs Säulen akzentuiert. Die ca. 14 m breiten Schmalseiten des Baus wiesen ebenfalls sechs Säulen auf. Die Südhalle besaß eine innere Säulenreihe bestehend aus 17 korinthischen Säulen, die einer kaiserzeitlichen Reparaturphase zuzuordnen sind. Heutzutage lässt sich das Gebäude nur noch im Bereich seines Unterbaus bzw. der Fundamente in situ fassen.
Die Funktion der Halle ist bis heute unklar. In der Forschung wurde der Bau stets mit der bei Pausanias genannten „Proedrie“ in Verbindung gebracht, was zu der Vermutung führte, dass die Südhalle als eine Art Zuschauertribühne fungierte, von der aus man den von Elis kommenden Festzug betrachten konnte – auch wenn dies der Passage bei Pausanias nicht in der erwünschten Eindeutigkeit zu entnehmen ist. Da zudem neuere Untersuchungen zur antiken verkehrsgeographischen Situation die Einbindung der sogenannten Heiligen Straße in das Heiligtum an anderer Stelle verorten, ist diese Erklärung jedoch deutlich in Zweifel zu ziehen.
Die Südhalle spielt für das Verständnis der Entwicklung des Heiligtums im 4. Jh. v. Chr. somit eine essenzielle Rolle. Diese zentrale Bedeutung des Baus war der Grund, sich im Jahre 2010 erneut mit ihm in einer umfassenden archäologisch/bauforscherischen Untersuchung auseinander zu setzen.
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