Überblick
Taganrog wurde vermutlich im letzten Viertel des 7. Jhs. v. Chr. von ionischen Griechen als Handelsstützpunkt gegründet. Anders als in der russischen Forschung bislang favorisiert, dürfte diese Siedlung allenfalls mit kleineren Unterbrechungen bis in das Mittelalter hinein (13./14. Jh. n. Chr.) bestanden haben.
Im Rahmen der Untersuchungen im Umland ist deutlich geworden, dass das Verhältnis von Siedlungen und Kurganen über den gesamten Zeitraum hinweg betrachtet sehr unterschiedlich ausgeprägt war (Abb.). Letztere sind in der späten Bronzezeit häufig in der Nähe von Siedlungen zu Gruppen angeordnet, ab der vorskythischen Eisenzeit (ca. 850-600 v. Chr.) wird, soweit bekannt, die enge Verbindung von (den nach der Jahrtausendwende nur noch spärlich nachgewiesenen) Siedlungen und Kurganen aufgebrochen. Die Grabhügel werden perlenschnurartig in Reihenform angelegt. Diese Diskontinuitäten und veränderten Formen der symbolischen Raummarkierung lassen auf neue soziale Gruppierungen schließen, die sich nach der Wende vom 2. zum 1. Jtsd. v. Chr. in das Dondelta vorgedrungen ein dürften. Taganrog wurde im Verlaufe des 5. und 4. Jh.v. Chr. Teil eines größeren, bislang nur ansatzweise erforschten Netzes von Siedlungen, die ganz offensichtlich über Verbindungen zum östlichen Mittelmeeraum und dem Bosporanischen Reich verfügten, das sich mit der Hauptstadt Pantikapeion auf Teilen der Krim und der südrussischen Halbinsel Taman in der 2. Hälfte des 5. Jhs. v. Chr. gebildet hatte. Eine neue Zäsur in der Siedlungsgeschichte bildet die die Gründung von Tanais durch Kaufleute aus dem Bosporanischen Reich (1. Viertel 3. Jh. v. chr.), die möglicherweise mit der Zerstörung bzw. Aufgabe eines Teiles der bis dahin existenten Siedlungen einhergegangen ist.
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