Die antike Siedlungstopographie Triphyliens

Antike Stadt beim heutigen Ort Platiana © DAI Athen // Ingrid Geske

Raum & Zeit

Nachdem die triphylischen Städte mehr als ein Jahrhundert in einem Periökenverhältnis zur übermächtigen Polis Elis standen, konnten sie nach der Niederlage von Elis im elisch-spartanischen Krieg diese Abhängigkeit mit Hilfe der Spartaner abschütteln. Nicht nur ein wirtschaftlicher Aufschwung, der sich in zahlreichen Um- und Neubauten ausdrückt, war die Folge. Die Städte legten sich eine neue Identität unter mythistorischen, kulturellen und architektonischen Aspekten zu, um einem erneuten Anspruch und Zugriff des allmählich wieder erstarkenden Elis vorzubeugen. Vor 400 v. Chr. waren die Städte weitgehend voneinander isoliert und von Elis unterjocht. Die Landschaftsbezeichnung Triphylien gab es nicht. Die Eleer hatten ihr Herrschaftsgebiet von ihrem Kernland am Peneios aus zunächst auf die Pisatis mit Olympia, dann über den Alpheios hinaus weiter nach Süden auf die triphylischen Städte ausgedehnt. Daher zählen in den literarischen Quellen die Poleis südlich des Alpheios in dieser Zeit zu den von Elis abhängigen Städten, die elischen Inschriften sprechen von Symmachien. Nach 400 v. Chr. jedoch schlossen sich die nun unabhängigen Poleis zu einem Bund zusammen und führten ihre Herkunft auf Triphylos, den Sohn des Arkas und Stammvater der Arkadier, zurück. Damit wurde die Zugehörigkeit zu Arkadien, dem Nachbarn im Osten, manifestiert. Arkadien war nach der Niederlage und dem vollkommenen Machtverlust der Spartaner nach der Schlacht bei Leuktra im Jahre 371 v. Chr. der einzige militärisch potente Nachbar, der Elis die Stirn bieten konnte und so den Triphyliern die Unabhängigkeit garantierte.

Als Grenze zu Elis diente der Alpheios, an dessen nördlichem Ufer das von Elis verwaltete Zeusheiligtum von Olympia lag. Unmittelbar gegenüber von Olympia wurde bereits in triphylischem Gebiet auf dem höchsten Hügel ein nach Norden weithin sichtbares Gebäude, vermutlich ein Tempel errichtet, von dem Überreste während der Kampagne im Sommer 2006 entdeckt wurden. Dieser Tempel liegt in der Chora der Polis Makistos und sollte von den Eleern als herrschaftsrepräsentierendes Monument des triphylischen Bundes gesehen und verstanden werden. Gleichzeitig wurden einige Poleis mit Stadtmauern umgeben, deren Dimensionen weit über den eigentlichen poliorketischen Zweck hinausgehen. Mit ihrem stark repräsentativen Charakter sind sie auf Fernwirkung angelegt und dienen der Demonstration von wirtschaftlicher und politischer Macht und neuer Identität. Es zeichnet sich ab, dass gerade im Grenzgebiet zu den umgebenden Landschaften (Platiana und Vrestos) sowie an wichtigen Verkehrswegen (Lepreon und Samikon) solche auf Repräsentation angelegten Mauern entstanden.

Die einzelnen Städte weisen große Unterschiede in ihren Strukturen und der Anordnung der öffentlichen und privaten Bauten auf, was zeigt, dass es sich um gewachsene Städte mit eigener Geschichte und Identität handelt. Es stellt sich bei den Untersuchungen die Frage, inwieweit die politischen Machtverhältnisse des 4. Jahrhunderts v. Chr. – nachdem der Städtebund geschlossen war – zusammen mit der neu geschaffenen intentionalen Mythistorie ihren sichtbaren Ausdruck im neuen politischen Raum der Triphylier findet. Als Beispiel sei das Bundesheiligtum der Triphylier genannt. Dieses Poseidonheiligtum lag nah der Küste bei der Stadt Samikon, wurde aber von der weit im Osten liegenden Polis Makistos verwaltet.