Wieder „zu Hause“

KULTURERHALT

Museum Guadalupe © DAI-KAAK // Michael Lyons

03.05.2023 | Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen

Funde archäologischer Ausgrabungen kehren nach Honduras zurück und werden im neu gebauten Museum von Guadalupe ausgestellt

Die Funde des Archäologischen Projektes Guadalupe, Honduras, welches unter Leitung von Markus Reindel (DAI-KAAK) und in Zusammenarbeit mit Peter Fux (Museum Rietberg Zürich) und Franziska Fecher (Universität Zürich) durchgeführt wurde, waren 2021 und 2022 in Zürich und Bonn in Verbindung mit Objekten aus Mittelamerika gezeigt worden. Jetzt kehrten die Grabungsfunde aus Guadalupe wieder nach Honduras zurück, um dauerhaft in dem neu gebauten Museum von Guadalupe ausgestellt zu werden.

Der Bau des Museums war 2019 begonnen worden und musste aufgrund der Covid-19 Pandemie mehrfach unterbrochen werden. Mit Mitteln der Regula Pestalozzi Stiftung, der Schweizerisch-Liechtensteinischen Stiftung für Archäologische Forschungen im Ausland, des Kulturerhaltfonds des Auswärtigen Amtes, der deutschen Botschaft in Tegucigalpa und des Deutschen Archäologischen Instituts konnten die Gebäude und die Ausstellung am 1. April 2023 eingeweiht werden. Aufgrund der diversen organisatorischen und finanziellen Schwierigkeiten wurde das Museumsprojekt zu einem Kraftakt, der jedoch dank der exzellenten Zusammenarbeit aller Projektpartner, insbesondere durch die engagierte Mitarbeit der Bewohner von Guadalupe, gemeistert werden konnte. Neben dem Ausstellungsraum stehen in der kleinen Gebäudegruppe jetzt Depoträume, Arbeitsplätze und Sanitäranlagen für weitere archäologische Arbeiten zur Verfügung.

An der Eröffnungszeremonie nahmen der Geschäftsträger der deutschen Botschaft in Tegucigalpa, Thomas Strieder, der Generaldirektor der Denkmalbehörde von Honduras, Rolando Canizales, der Vertreter des Erziehungsministeriums von Honduras, Roberto Miranda, der Bürgermeister von Trujillo, Hector Mendoza, der Verbandsbürgermeister von Santa Fé, Noel Ruiz, und die Leiterin der Grundschule von Guadalupe, Mildred Fernández, teil. Das neue Museum wurde begeistert als wichtiger neuer Baustein der Kulturarbeit von Guadalupe aufgenommen und mit einem großen Fest, mit traditionellem Essen, Trachten und den typischen Tänzen der Garifuna-Bevölkerung eröffnet.

Ein neuer Blick auf die Archäologie des Nordostens von Honduras

Die archäologische Forschung in Honduras konzentrierte sich bisher auf die beeindruckenden Überreste der Maya-Kultur im westlichen Teil des Landes. Aber auch im östlichen Teil von Honduras, insbesondere an der nordöstlichen Küste, finden sich zahlreiche und jahrtausendealte Zeugen vorspanischer Geschichte.

Seit 2016 führt ein internationales Team von Archäologen unter der Leitung von Markus Reindel archäologische Forschungen im Departement Colón an der Nordküste von Honduras durch. Das Proyecto Arqueológico Guadalupe/Colón ist eine Kooperation zwischen dem Instituto Hondureño de Antropología e Historia (IHAH), der Universidad Nacional Autónoma de Honduras (UNAH), dem Deutschen Archäologischen Institut, der Universität Bonn, dem Museum Rietberg Zürich und der Universität Zürich.

Zwischen 2016 und 2019 unternahmen die Archäologen mit Unterstützung zahlreicher Einwohner von Guadalupe Ausgrabungen auf dem Gelände der Grundschule von Guadalupe durch. In einem Siedlungshügel wurden zahlreiche Überreste einer Kultur gefunden, die vor der Ankunft der Europäer auf dem amerikanischen Kontinent, zwischen 900 und 1525 n. Chr., in dieser Gegend lebte. Bei den Ausgrabungen fanden sich eine große Anzahl von Keramikfragmenten alter Gefäße mit figürlichen Verzierungen, die die Tierwelt der vorspanischen Zeit darstellen. Darüber hinaus wurden zahlreiche Obsidianfragmente, einige Metallgegenstände und Reste von Lebensmitteln gefunden, die die alten Bewohner verzehrt hatten. Am Fuß des Zeremonienhügels wurden auch mehrere Gräber entdeckt, die im Rahmen von Festen und Ritualen beigesetzt worden waren.

Derzeit konzentrieren die Archäologen ihre Untersuchungen auf die frühesten vorspanischen Besiedlungsperioden, die an mehreren Stellen an der Küste, in der Bergkette Nombre de Dios und im Aguán-Tal nachgewiesen wurden. An dem Fundort Coraza Alta wurde in der Grabungskampagne 2023 eine Siedlung aus der Selin-Periode (300-1000 n. Chr.) erforscht, und im Dorf Betulia wurde eine Stätte ausgegraben, die als die älteste bekannte Siedlung im Nordosten von Honduras angesehen werden kann. Diese Funde stammen aus der Zeit zwischen 400 v. Chr. und 300 n. Chr.

Im Museum von Guadalupe werden der historische Kontext und die archäologische Arbeit im Nordosten von Honduras mit didaktischen Tabellen vorgestellt. Die Texte werden von Grafiken begleitet, die die Chronologien Mesoamerikas und des südlichen Mittelamerikas, die Lage der verschiedenen Kulturräume und archäologischen Kulturen sowie die bei der Forschung angewandten Techniken und Methoden erläutern. Zahlreiche Fotos illustrieren die Tafeltexte und dokumentieren die archäologischen Arbeiten der letzten Jahre.

Multimedia-Animationen erläutern ikonografische Motive auf einem Maya-Gefäß im Vergleich zu Szenen auf einem Gefäß des Ulua-Stils, der als typisch für das Übergangsgebiet zwischen Mesoamerika und dem unteren Mittelamerika angesehen werden kann. Für pädagogische Zwecke, insbesondere für Kinder und Schüler, wurden Nachbildungen dieser Gefäße hergestellt. Darüber hinaus wurde der Dokumentarfilm "La Costa Olvidada. Archäologie in Honduras" produziert, der kostenlos auf Youtube unter youtu.be/aDt16edVeeM (spanisch) und https://youtu.be/RdPTj03j8Dw (deutsch) angesehen werden kann. Für die Besucher liegen Hefte bereit, in denen die Tafeltexte reproduziert sind.

Das Museum zeigt ausschließlich Objekte, die bei den Ausgrabungen in Guadeloupe geborgen und dokumentiert wurden. Dabei handelt es sich hauptsächlich um fragmentierte Keramikstücke, die mit eingeritzten Motiven oder figürlichen Darstellungen verziert sind. Einige Objekte sind vollständig, wie z. B. einige Okarinas, Flöten, die noch Töne erzeugen. Darüber hinaus wurden zahlreiche Fragmente und Artefakte aus Obsidian gefunden, einem vulkanischen Mineral, das in vorspanischer Zeit zur Herstellung von Schneidwerkzeugen verwendet wurde. Die wenigen Gegenstände aus Kupfer und Kupferlegierungen zeugen vom Handel mit entfernten Regionen. Die zahlreichen Muschel- und Knochenreste geben Aufschluss über die Ernährung der Menschen, die zwischen 1000 und 1525 nach Christus in Guadalupe lebten. Am Fuß des in Guadalupe ausgegrabenen Hügels wurden die menschlichen Überreste mehrerer Menschen gefunden, die an diesem Ort begraben wurden, begleitet von Bestattungszeremonien.

Weitere Informationen über die Ausgrabungen und Forschungen der KAAK des DAI in Guadalupe, Honduras, außerdem online unter: https://www.dainst.org/projekt/-/project-display/3011155

Von rechts nach links: Markus Reindel, Rolando Canizales, Noel Ruiz, Mildred Fernández, Thomas Strieder, Roberto Miranda, Hector Mendoza. DAI-KAAK // Michael Lyons
Museum Guadalupe DAI-KAAK // Markus Reindel

Kontakt
Prof. Dr. Markus Reindel , Referent für Amerika
Markus.Reindel@dainst.de

DAI Pressestelle
Podbielskiallee 69
14195 Berlin
Tel.: +49 (0)30 187711-120
Mail: presse@dainst.de

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