Profil
In der Arbeitsgruppe Prähistorische Anthropologie/Paläopathologie werden seit 2008 menschliche Knochen aus archäologischen Grabungen untersucht. Die direkte Einbindung in die neuesten Ausgrabungen des Institutes weltweit ermöglicht die anthropologische Erforschung einer einzigartigen Vielfalt archäologischer Überreste des modernen Menschen vom Neolithikum bis zur frühen Neuzeit.
Die Untersuchungen umfassen physisch anthropologische und besonders paläopathologische Methoden und beantworten Fragen unter anderem zu demographischen Entwicklungen, Bestattungssitten sowie zur Entstehung und Verbreitung von Erkrankungen.
Fragestellungen
Die Untersuchung menschlicher Überreste, vor allem Knochen, bietet einen besonderen Zugang zu archäologischen Fragestellungen. Die Informationen, die über anthropologische, taphonomische und paläopathologische Analysen erworben werden, sagen direkt etwas über die Menschen aus, die damals lebten. Taphonomische Veränderungen, das heißt, was mit dem Körper zwischen dem Todeszeitpunkt des Menschen und dem Auffinden seines Skelettes passiert ist, werden direkt bei der Ausgrabung dokumentiert und geben Aufschluss über Bestattungssitten. Je nach Erhaltung der menschlichen Überreste (Körper- und Brandbestattungen, Mumien) können Krankheiten am Skelett diagnostiziert werden.
Es sind nicht nur die typischen Knochenkrankheiten (Knochenbrüche, Osteoporose, Gelenkverschleiß) zu sehen, sondern auch sehr viele, nicht direkt den Knochen betreffende Veränderungen (Mangelerkrankungen wie Skorbut und Rachitis oder Entzündungserkrankungen). Über das Vorliegen von Krankheiten kann zu einem gewissen Maße auf die Lebensweise der Menschen geschlossen werden: Mangelerkrankungen deuten beispielsweise auf einseitige Ernährung oder Nahrungsmittelknappheit hin, Zahnerkrankungen sagen etwas über Zahnhygiene, Ernährung und auch über die Benutzung der Zähne als Werkzeug aus. Der Nachweis von ärztlichen Eingriffen belegt medizinische Fertigkeiten, sowie das Vorhandensein entsprechender sozialer Strukturen.
Methoden
Die makroskopische Untersuchung und Dokumentation der Knochen erfolgt meistens auf der Grabung direkt. In einigen Fällen werden Proben in Berlin mit weiterführenden Methoden untersucht. Hierfür stehen im Labor Digitale Mikroskopie, Radiologie, Endoskopie, Rasterelektronenmikroskopie und Dünnschliffmikroskopie zur Verfügung. Spezielle Untersuchungen wie aDNA- und Isotopenanalysen werden in kooperierenden Einrichtungen durchgeführt. Aktuell liegt der Fokus auf zwei Hauptthemen: der Erforschung der Geschichte seltener Krankheiten (link zu DAARD, blog, SI) und der Bioarchäologie des Klimawandels.