Topics & Outlook
Die Forschungen der Außenstelle Peking als Teil der Forschungsagenda der Eurasien-Abteilung, sind auf die Erkenntnis regionaler Spezifika von Kulturpraktiken und Naturräumen, aber auch kontinentaler Dynamiken, insbesondere von technischen und sozialen Transformationsprozessen ausgerichtet. Nachhaltigen Wandel mit überregionaler Perspektive und in zeitlicher Tiefe zusammenhängend zu betrachten, bietet die Chance, Verflechtungen, Kausalitäten und Wirkmechanismen auch in einzelnen Siedlungskammern besser zu verstehen. Das setzt jedoch den Aufbau von Chronologien in Gebieten voraus, in denen es noch keine gibt, und die Präzisierung von bestehenden Chronologien, die bislang nicht fein genug für eine sinnstiftende Korrelation von Phänomenen aufgelöst sind. Gesicherte Altersmodelle spielen deshalb in allen Projekten eine zentrale Rolle.
Der Begriff „Seidenstraßen“ ist ein Synonym für die historische Verkettung Chinas mit Europa über Landrouten und auf Seewegen mit den Anrainern des Südpazifiks und Indischen Ozeans bis nach Afrika. Die Wiederbelebung dieses Begriffs und der Verbindungen durch China zeigt, wie präsent die Vergangenheit in der Gegenwart ist, und damit wie wichtig solides Wissen über diese Vergangenheit ist, um die Zukunft mitgestalten zu können.
China hat eine sehr aktive und leistungsfähige Archäologie und Denkmalpflege. Ihre Ergebnisse wahrzunehmen, in Deutschland zu vermitteln und in globalarchäologische Betrachtungen zu integrieren, gehört zu den Zielen der Außenstelle.
Im Rahmen der Forschungen in Japan besteht seit 2008 eine eine Partnerschaft mit den Archäologen am Hakodate Jomon Culture Center auf Hokkaido, der nördlichsten Insel Japans. Mit gemeinsamen Studien zur Besiedlungsgeschichte der Insel haben wir den Antrag Japans zur Aufnahme von „Jomon Japan“ (einer Gruppe von 17 Plätzen aus der Zeit vor ca. 15.000 bis 2300 Jahren) in die UNESCO-Liste des Kulturerbes der Welt unterstützt (Das Hokkaido Universum). Dem Antrag wurde 2021 stattgegeben.
Der Forschungsplan des DAI 2021-2025 enthält zwei Projekte der Außenstelle Peking mit mittel- und langfristiger Perspektive. Bei einem geht es um Ressourcen, Fertigungstechniken und die sozialen Implikationen von Bekleidung (Silk Road Fashion). Daraus ist ein neues Projekt (Fadenkreuz) hervorgegangen, das vor allem auf die Bereitstellung des alten Bekleidungswissens für einen breiten Anwenderkreis ausgerichtet ist.
Auf den Wandel von Jäger-Sammler-Kulturen in Nordostasien seit dem Ende der letzten Eiszeit mit einem folgenreichen Klima- und Landschaftswandel, ihre späte und sehr selektive Übernahme des Pflanzenanbaus sind die Projekte Bridging Eurasia und GroundCheck: Essen in einer Welt im Wandel ausgerichtet. Mit ihnen können wir die Arbeit von Archäologen, Botanikern und Paläoumweltforschern in Ostasien noch besser vernetzen und die Kooperation mit dem internationalen Projekt “Individual life histories in long-term culture change: Holocene hunter-gatherers in Northern Eurasia” der University of Alberta, Edmonton, Kanada, ausbauen.
Das Projekt Sozialer Wandel vom Neolithikum bis zur Bronzezeit in Nordchina wurde mit dem Ziel entwickelt, tiefgreifende soziale Veränderungen zu erforschen, die sich in Nordchina vor ungefähr 7000 bis 3000 Jahren ereignet haben.n zum Aufbau und zur Architektur einzelner ausgewählter Fundplätze durchführt und die Rolle ökonomischer und naturräumlicher Faktoren analysiert.
In Kooperation mit dem Palastmuseum in Peking und der Technischen Universität Berlin entstand das Projekt „Historische Bauforschung und Dendrochronologie in der Verbotenen Stadt“. Es hat das Ziel, das Weltkulturerbe "der Kaiserpalast in Peking", ein herausragendes Beispiel chinesischer Palastarchitektur der Ming und Qing Dynastie, gemeinsam zu erforschen, zu bewahren und bekannt zu machen.